Die Berner Ära
1921–1943
Am 10. Juni 1921 konnte der Grundstein gelegt werden für die Schweizerische Bibliophilen-Gesellschaft, nachdem schon 1918 von einer Interessengemeinschaft von zwölf Initianten aus der ganzen Schweiz der erste Anstoss zur Gründung einer gesamtschweizerischen Bibliophilengesellschaft gegeben wurde. Die Gründer waren eine Berner Gruppe von Buchfreunden, Buchinteressierten und Sammlern, die sich zu Ziel setzten, für die Bibliophilen in der Schweiz eine eigene Vereinigung zu gründen. Längst waren im Ausland solche Gesellschaften entstanden und es war an der Zeit, dass auch in der Schweiz für Bücherfreunde ein Zusammenschluss gegründet werden sollte. An 24 vorgängigen Sitzungen diskutierte die Interessengemeinschaft über Nützlichkeit, Zielsetzungen und Grundsätze. Es wurden Satzungen ausgearbeitet und ein provisorischer Vorstand gewählt. Den Initianten war es wichtig, Schwerpunkte zu setzen, wie die Erkundung inhaltlich und künstlerisch wertvoller Bücher, das Erhalten geistiger und bibliophiler Schätze, kunstvoller Einbände und Exlibris sowie die Inkunabelkunde. Der Gründer und Hauptinitiant Dr. Willhelm Joseph Meyer legte Wert darauf zu betonen, keinesfalls sei es Ziel der Gesellschaft, die biblische Geschichte zu bearbeiten, wie das Wort bibliophil suggerieren könnte. Durchaus positiv reagierte die Presse auf die Neugründung mit Publikationen im Bund und in der Neuen Zürcher Zeitung am 7. November 1921 mit folgendem Inhalt: «Mit Vergnügen wird man vom Zustandekommen dieser Gesellschaft der Bücherfreunde Kenntnis nehmen.»
Der Feuilletonredaktor brachte sie begeistert vorausschauend in Zusammenhang mit einer in der Schweiz allenthalben verheissungsvoll aufblühenden Freude am erlesenen Buch und mit einem deutlich sichtbaren Aufschwung der heimischen Kunst des Buchdrucks und der Illustration. Im Ausland wiesen die Zeitschrift für Bücherfreunde sowie das Bulletin du bibliophile darauf hin. Diesem zielstrebigen Berner Harst gelang es, dank solider Grundsätze, eine Gesellschaft zu schaffen, die seit 1921 Bestand hat und zunehmend an Bedeutung gewann. Der Mitgliederbeitrag von 1921 betrug 21 Franken pro Person. Als Zweck der Gesellschaft nennen die Satzungen Veröffentlichungen von Jahresgaben auf dem Gebiete der Bibliophilie, die aus Mitgliederbeiträgen finanziert werden sollten. Die Wahl des Vorstandes war Sache der Jahresversammlung. Als erster Vorsitzender wurde am 12. März 1922 Dr. Willhelm J. Meyer, Bibliograf, Heraldiker, Vizedirektor der Landesbibliothek, Gründer und Leiter der stadtbernischen Volksbücherei, gewählt. 1925 bis 1927 ging der Vorsitz an Dr. med. Louis Schnyder. 1927 bis 1943 war erneut Dr. Willhelm J. Meyer der Vorsitzende. Die bedeutendste und nachhaltigste Leistung der Berner war die Gründung, der Aufbau und die solide Verankerung der Gesellschaft, sowie eine Reihe ausgezeichneter Buchpublikationen, wie zum Beispiel Feuer-Idylle von Gottfried Keller, L'histoire de la belle Mélusine, Heinrich Wölflis Reise nach Jerusalem 1520/1521, Salomon Gessner, Dichter, Maler und Radierer 1730 bis 1788, Holzschnitte und Zeichnungen von Schweizer Buchillustratoren.
Die Basler Ära
1943–1957
Mit der Wahl von Dr. Dr. h.c. Emanuel Stickelberger an der 21. Jahresversammlung am 10. Oktober 1943 in Baden als neuem Vorsitzenden wurde die Basler Ära eingeläutet. Stickelberger war ein grosser Sammler von Helvetika, Exlibris, Reformations- und Barockliteratur sowie Verfasser historischer Romane und Erzählungen. Für Wohl und Gedeihen der Gesellschaft setzte er sein ganzes Schaffen ein. Den Vorsatz einer eigenen Zeitschrift konnte er 1944 mit der Gründung der Stultifera navis umsetzen. Damit hatte die Gesellschaft erstmals ihr eigenes Mitteilungsblatt. Seine Skepsis, dass die Schweiz zu klein sei für eine eigene Bücherzeitschrift, erwies sich nur allzu bald als unbegründet. Sie hat zwar ab 1957 beim Übergang in die Zürcher Ära den Namen abgegeben und wird seither neu benannt als Librarium weitergeführt. Unter Stickelbergers Redaktion ist die Stultifera navis als bedeutendste Leistung der Basler Ära zu zählen. Aber auch Geselligkeit und Weiterausbau der Mitgliederzahl waren wichtige Anliegen, die festlichen Jahresversammlungen wurden wie bis anhin an stets wechselnden Orten weitergeführt. Der 1921 festgelegte numerus clausus von maximal 200 Mitgliedern wurde bereits 1931 auf 250 und 1943 auf 500 Mitglieder erweitert.
So wie die Zeitschrift bei den Mitgliedern an Wertschätzung gewann, verloren die jährlichen Buchgaben aus Kostengründen an Bedeutung und wurden in immer längeren Abständen publiziert. Sie waren nun nur noch den Mitgliedern zugedacht und mussten von diesen käuflich erworben werden. In einem Gratulationsbrief zum siebzigsten Geburtstag von Stickelberger 1954 schrieb R. A. Schröder, dass man sich zwar an den Heften der «Navis stultifera» sehr freuen könne, dass sie nun aber ihren Namen zu Unrecht trage und besser «Navis fructifera» heissen sollte, führe sie doch jedes Mal «Lese»-Frucht in zweifachem Sinne mit sich.
Die Zürcher Ära
ab 1957
Im Herbst 1957 wurde der Vorsitz dem Vorort Zürich übergeben. Erster Vorsitzender war Dr. Paul Scherrer, damaliger Direktor der Bibliothek der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH, Zürich), seit 1963 der Zürcher Zentralbibliothek. Seine Nachfolger waren 1968 Prof. Dr. Dietrich Schwarz und von 1970 bis 2006 Dr. Conrad Ulrich. Auf Wunsch von Stickelberger sollte mit der Übergabe des Vorstandes an Zürich auch der Name der Zeitschrift Stultifera navis nach 14 Jahrgängen erlöschen, da er spezifisch auf Basel fokussiert war. So entstand das Librarium, das sich ebenfalls dem Credo verpflichtete, grafische Gestaltung und inhaltliche Qualität zur perfekten Edition zu vereinen. Mit dem Bestreben, den Namen der Schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft mit dem Sprachrohr Librarium über die Grenzen hinaus bekannt zu machen, gelang es, die Mitgliederzahl weiterhin zu erhöhen, und, was besonders bedeutungsvoll war, namhafte Bibliotheken aus der ganzen Welt zu gewinnen.
Der geografische Leserkreis sollte weit offen gehalten werden, damit möglichst viele Leser aus der ganzen Welt angesprochen werden konnten. Dies wurde von der «Association Internationale de Bibliophilie» (AIB) so gewürdigt, dass der Präsident, Prof. Dr. Dietrich W.H. Schwarz, zum Ehrenmitglied ex officio ernannt wurde. Seinem Nachfolger im Amte, Dr. Conrad Ulrich, wurde diese Ehre ebenfalls zuteil. 2006–2018 amtete Dr. Aglaja Huber-Tödtli als Präsidentin und seit 2018 Dr. Alex Rübel.